Die Festung Glatz [Kłodzko] ist eines der bedeutendsten und prachtvollsten Denkmäler Niederschlesiens. Von den höchsten Punkten der Festung aus hat man einen wunderschönen Ausblick auf die Stadt und die umliegenden Berge. Innerhalb der Festung können gut erhaltene Spuren der militärischen Kultur betrachtet und Ausstellungen zur Geschichte der Stadt besucht werden. In den unterirdischen Labyrinthen kann man sich in das Leben eines damaligen Soldaten einfühlen. Die Hauptfestung befindet sich auf dem Festungsberg (369 m.ü.M.), der sich wiederum auf einer Fläche von über 30 ha im Zentrum der Stadt ausbreitet.
Die Geschichte der Festung Glatz beginnt mit der Entstehung einer mittelalterlichen befestigten Burg aus Holz im 10. Jahrhundert, die zu einem gemauerten Wohn- und Verteidigungsschloss der Kłodzkoer Machthaber umgebaut und später in ein modernes Festungssystem umgewandelt wurde, entworfen nach den damals (17. und 18. Jahrhundert) modernsten Anforderungen der Kriegskunst.
Heutzutage ist die Festung Glatz ein außergewöhnliches Denkmal der modernen Militärarchitektur und birgt noch einige Geheimnisse.
Die umfangreichste Renovierung der Glatzer Festung begann im 17. Jahrhundert. Dabei wurden Änderungen vorgenommen, die größtenteils bis zum heutigen Tag überdauerten. 1622 entwarf der Breslauer Architekt und Festungsbauer Valentin von Säbisch einen Plan zur Verstärkung der Schlosses und zu dessen Umwandlung in eine Festung mit Bastionen. Damals entstand das Kronwerk (in Form einer Krone), das aus 3 Bastionen bestand (Verteidigungsanlagen, die aus der Linie des Festungswalls hervorspringen), die von dreieckigen Ravelinen bedeckt waren. Die Vorderseite dieser Befestigungsanlagen war gen Norden gerichtet, da sich dort das am schwierigsten zu verteidigende, offene Gelände befand. Südlich, dort, wo sich heute der Haupteingang befindet, hatte die Festung eine natürliche Verteidigung in Form eines steilen, felsigen Berghangs. In den 80er Jahren des 17. Jahrhunderts beaufsichtigte der berühmte Prager Baumeister und Architekt Jakobo Carove den Bau.
Die zweite und letzte Etappe des Festungsausbaus ist dem preußischen König Friedrich II. dem Großen zu verdanken, der, nachdem er 1742 nach dem Ersten Schlesischen Krieg Österreich die Grafschaft Glatz abgenommen hatte, befahl, die Festung Glatz zu einem der wichtigsten Verteidigungspunkte seines Herrschaftsgebiets auszubauen. Mit diesem Projekt wurde der General und Festungsbauer Gerhard Cornelius von Walrave beauftragt. 1769 wurde der höchste Punkt der Festung – der Donjon - errichtet, ein massiver Turm, der als letzter Punkt des Widerstands und des Gegenangriffs vorgesehen war. Darin befanden sich dreistöckige, bis zu 20 m tiefe Lager und Kasematten mit dem Zeughaus, der Apotheke, dem Labor und Räumen für die Besatzung. Der Donjon wurde von einer Kette von Bastionen, Zangenwerken, Redouten und Schanzen und im Vorgelände – mit Schanzen mit Kanonenständen und Trockengräben, die bis zu 10 Meter tief waren, geschützt. Gemäß den Regeln der Festungsarchitektur liegt jedes Festungsgeschütz höher als dasjenige vor ihm.
In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts verlor die Festung ihre Verteidigungsfunktion. Sie wurde als Militärlager, Gefängnis und im Zweiten Weltkrieg sogar als Zwangsarbeitsbetrieb verwendet, in dem Elektroteile für U-Boote und die V1- und V2-Raketen hergestellt wurden. Nach dem Krieg befanden sich auf dem Gebiet der Festung Militärlager und ein Produktionsbetrieb für Winden. Seit 1960 ist die Festung denkmalgeschützt.
Hinweis: Da es in den unterirdischen Gängen das ganze Jahr über recht kühl ist, empfehlen wir, etwas Warmes zum anziehen mitzunehmen.